Erdkunde

Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.

Kurt Tucholsky, deutscher Journalist und Schriftsteller

Unser Leben und unsere Gesellschaft auf dem Planeten Erde werden in vielen Bereichen geprägt durch aktuelle geographische Phänomene und Prozesse wie z. B. Globalisierung, Mobilität, Klima- wandel, Naturereignisse, Bevölkerungsentwicklung, Migration und Ressourcenkonflikte.

Die genannten Prozesse beruhen auf Wechselwirkungen zwischen naturgeographischen Gegebenheiten und menschlichen Aktivitäten. Der Umgang mit diesen komplexen Entwicklungen erfordert eine Anpassung bisheriger Verhaltensweisen und Handlungsstrategien auf der Grundlage von fundiertem Sachwissen und Urteils- sowie Problemlösefähigkeit besonders in den Bereichen Umweltschutz, Raumplanung, Sicherung der Ressourcen, wirtschaftliche Entwicklung und entwicklungspolitische Zusammenarbeit. Diese Qualifikationen werden insbesondere durch eine Verknüpfung von naturwis- senschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Bildung aufgebaut. Gerade hier besitzt das Fach Erdkunde sein besonderes fachliches Potenzial zur Raumerschließung.

Die Schüler(innen) erhalten im Erdkundeunterricht die Möglichkeit, Wechselwirkungen zwischen Natur und Gesellschaft an ausgewählten Raumbeispielen zu erkennen, die daraus resultierenden Strukturen, Prozesse und Probleme zu verstehen und Problemlösungen in Ansätzen zu entwickeln. Dazu ist ein Verständnis des Systems Erde, also der verschiedenen natürlichen Systeme und Teilsysteme der Geosphäre erforderlich. Mit diesem allgemeingeographischen Ansatz trägt der Erdkundeunterricht in besonderem Maße dazu bei, mehrperspektivisches, systemisches und problemlösendes Denken zu fördern.

Ein wichtiger geographischer Kompetenzbereich, der weit über die Kenntnis topografischen Basiswissens hinausgeht, ist die Räumliche Orientierung. Sie dient als Grundlage für den Aufbau weiterer geographischer Kompetenzen. Im Erdkundeunterricht erwerben die Schülerinnen und Schüler nicht nur räumliche Orientierungskompetenz, sondern analysieren Räume der Erde unter verschiedenen Frage- bzw. Problemstellungen und auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, z. B. den Nahraum, Deutschland, Europa und ausgewählte außereuropäische Regionen. Somit werden Räume unter ver- schiedenen Perspektiven betrachtet. Die Schüler(innen) erhalten dadurch allgemeingeographische und regionalgeographische Kenntnisse über Regionen, Staaten und Staatengruppen.

Bedingt durch seine Inhalte und Funktionen ist das Unterrichtsfach Erdkunde der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie dem globalen Lernen besonders verpflichtet. Das Fach Erdkunde trägt dazu bei, soziale, ökologische, ökonomische und politische Phänomene und wechselseitige Abhängigkeiten zu erkennen und Wertmaßstäbe für eigenes Handeln sowie ein Verständnis für gesellschaftliche Entscheidungen zu entwickeln.

In der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler gewinnt Mobilität immer mehr an Bedeutung. Aufgabe des Erdkundeunterrichts ist es deshalb, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, verschiedene Facetten von Mobilität zu beschreiben und kritisch zu bewerten.

Erdkundeunterricht schafft mit seinen Zielen, Inhalten und Methoden die Voraussetzung für raumverantwortliches Handeln als Grundlage für anschlussfähiges berufsbezogenes Lernen in zahlreichen Berufsfeldern.

(Auszug aus dem Kerncurriculum für die Oberschule Schuljahrgänge 5 – 10 für für das Fach Erdkunde)